Vortrag: Blick in den Abgrund

Beginn der Vortragreihe

Am 27.10 beginnt unsere Reihe „Niemand wird vergessen – 4 Jahre NSU-Prozess“, mit dem Vortrag „Blick in den Abgrund“ von Friedrich Burschel. Einlass ist ab 19:00 Uhr in der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen (Pontstr. 74-76).

Im Juli diesen Jahres wurde am Münchner Oberlandesgericht das Ende der Beweisaufnahme im NSU-Prozess erreicht. Was folgen sind die Plädoyers und letzten Endes die Urteilsverkündung. Die Bundesanwaltschaft hat den Auftakt gemacht und dabei die schlimmsten Befürchtungen der Beobachter*innen wahr werden lassen: Rechtsextreme Unterstützernetzwerke des NSU, der politische Hintergrund der Morde sowie die Verwicklung der Inlandsgeheimdienste werden notorisch ausgeblendet. Derweil geben sich die Medien damit zufrieden, punktuell die Thematik des NSU-Komplexes im Rahmen einer kurzlebigen Aufmerksamkeitsökonomie augzugreifen – wobei auch hier nur mehr an der Oberfläche gekratzt wird. Ungemein viele Fragen bleiben offen und es hat nicht den Anschein, dass von offizieller Seite noch Versuche dahingehend unternommen werden, im Gegenteil: Jegliche Versuche der der Aufklärung, sei es im Rahmen der parlmentarischen Untersuchungsausschüsse oder Am Oberlandesgericht München, wurden durch eine beispiellose Obstruktionskampagne der verdächtigten Behörden – Verfassungsschutz, BND, Polizei, Militärischer Abschirmdienst – untergraben: Verzögerte Informationsweitergabe, Manipulation, Aktenvernichtung, kaum etwas blieb unversucht, um die „Bollwerke“ der deutschen Demokratie vor einer kritischen Öffentlichkeit zu bewahren. Obwohl es tagtäglich zu neuen Akten rassistischer Gewalt kommt, die Zeugnis von einer unverhohlenen Kontinuität rechtsmotivierter Gewalt in Deutschland ablegen, formiert sich kaum eine gesellschaftliche Opposition. Der Kampf gegen Rassismus ist seit jeher auf soziale Randgruppen und kleinere Initiativen ausgelagert worden.

Friedrich Burschels Vortrag bedeutet einen Schritt in die richtige Richtung. Er ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für Politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Außerdem ist er akkreditierter Korrespondent des nicht-kommerziellen Lokalsenders Radio Lotte Weimar im NSU-Prozess und Mitarbeiter des Internetprojektes NSU-Watch (nsu-watch.info). Seine Audio- und Printbeiträge zum Prozess und zum NSU sind auf dem Antifra-Blog antifra.blog.rosalux.de oder auf der RLS-Homepage zu finden. In seinem Vortrag wird es um anti-demokratische Inlandsgeheimdienste, unkontrolliertes V-Mann-Unwesen, die Nazi-Terror-Szene, staatliches Versagen und rassistische Ermittlungen gehe

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